Chlöisu ist ein Mann der Notreserven. Immer und überall wird ein kleines bisschen für den äussersten Notfall zurück behalten. Sei es der letzte Schluck Ovo in der zMorgetasse, das letzte bisschen Wandertee, Deo oder Dusch, es bleibt immer ein Restchen zurück. Ein scheinbar weit verbreitetes Phänomen, tief im Dinosaurierhirn des Mannes verankert. Hätte also mein Mann irgendwie Einfluss auf die Wetterküche, er hätte das Gut-Wetter-Guthaben niemals gänzlich aufgebraucht, bevor die Hütte gedeckt ist...
Genau von dem Tag an, als ein grosser Teil des Wohnhauses abgedeckt wurde, um Alt und Neu zu verbinden, stellte sich wechselhaftes Wetter ein. Natürlich wurde alles so gut wie möglich mit Planen abgedeckt, der Neubau blieb aber grösstenteils offen, die Fläche war einfach zu gross.
Es schiffte also tagelang auf die schöne, neue Vollholzdecke, was Chlöisu lautstark und zu tiefst erschütternd bedauerte. Holz hat die Eigenschaft, dass es sich ausdehnt, wenn es feucht wird, deshalb wurde zwischen den Vollholzelementen regelmässig eine Lücke gelassen. Das Holz wird immer Feuchtigkeit und Trockenheit ausgesetzt sein und immer arbeiten, es ist ein grosser, unbeheizter Raum. Ob es sich nun nach dieser grossen Wäsche wieder in die ursprünglich vorgesehene Position zurück manövriert, ist aber höchst fraglich. Wahrscheinlich werden viele kleinere Spalten entstehen, die sich irgendwann mit Staub, Heublumen und Dreck füllen. Tja, es ist eine Bühne, nicht das Wohnzimmer.
Apropos Wohnzimmer. Das war noch um ein Vielfaches nerviger. Jede Nacht kam der grosse Regen und kurz davor rüttelte der Wind an den Planen . Zwischen den Querhölzer des Dachs (der Fachausdruck ist mir entfallen) bildeten sich Wassersäcke, die sich dann plötzlich in einem Schwall entleerten und zwischen Dach und Plane immer einen Weg fand um auf unsere Wohnung zu fliessen. Die Folge daraus: es tropf-tropf-tropfte in unser Schlafzimmer. Chlöisu musste dann mit der Taschenlampe bei strömendem Regen das Leck suchen und mit Blechen das Wasser ableiten, der Sauerei Einhalt gebieten. Wie gesagt, der Neubau war offen, der Wind konnte also munter weiter rütteln und arbeiten, so dass die Übung manchmal mehrmals wiederholt werden konnte. Die Bleche mussten dann wieder weggeräumt sein, bevor die Arbeiter anrücken, schliesslich sollen diese so schnell und ungehindert arbeiten können wie möglich.
Noch zwei Tage, dann ist das Haus gedeckt. Noch zwei Tage, dann hört der Regen auf. Das war nicht witzig.